Schwan Cosmetics ist eine hundertprozentige Tochter des international tätigen Familienunternehmens Schwan-STABILO und produziert Kosmetikstifte für viele bekannte Marken. Die dazu notwendigen Fertigungsmaschinen entwickelt und produziert Schwan Cosmetics am Hauptsitz in Heroldsberg bei Nürnberg und betreibt sie anschließend weltweit.
Da die hochspezialisierten Experten für diese Maschinen in der Firmenzentrale tätig sind, stellen sowohl Routine-Wartungen als auch Defekte der Produktionsanlagen eine große Herausforderung dar: Entweder müssen die Mitarbeiter vor Ort das Problem via Telefon, E-Mail und Fotos schildern oder ein Service-Experte muss eine zeit- und kostenaufwändige Flugreise antreten, um die Störung persönlich zu beheben. Denn Schwan Cosmetics produziert außer in den USA und am Stammsitz Heroldsberg auch in China, Mexiko, Indonesien, Tschechien, Kolumbien und Brasilien. Viele dieser Aufwände lassen sich aber nunmehr vermeiden. Durch Begeisterung für technische Innovationen und ein großes Herz für die Digitalisierung, wie Bernd Preuschoff, Senior Vice President/Global Head of Digital des Unternehmens berichten kann.
Herr Preuschoff, bei Ihnen werden Anlagen via Hololens ferngewartet, die Mitarbeiter in Deutschland können so etwa ihren Kollegen in den Vereinigten Staaten über die virtuelle Schulter schauen. Wie führt man eine solche bahnbrechende Lösung zur Zufriedenheit aller Beteiligter ein?
Preuschoff: Indem man versteht, dass Digitalisierung bei den Kollegen anfängt. Wenn man heute jemanden fragt, ob er Augmented und Virtual Reality in seinem Arbeitsalltag vermisst, ist das, als wenn man vor 15 Jahren gefragt hätte, ob er ein Smartphone vermisst. Deshalb war es wichtig, die Hololens im Betrieb zu demystifizieren, sie spielerisch einzuführen.
Wie erreicht man das?
Preuschoff: Mein Team und ich sind gewissermaßen durch den Betrieb getourt. Wir haben mit dem Betriebsrat gesprochen, haben Tag- und Nachtschichten besucht und ließen die Kolleginnen und Kollegen die Brille einfach mal anfassen, aufsetzen, ausprobieren. Derart machten wir die Technologie sprichwörtlich greifbar. Unsere Produktionsmaschinen waren zu diesem Zeitpunkt erst einmal nebensächlich. Uns ging es also darum, gewissermaßen interne Influencer zu finden, die an neuer Technologie Spaß haben und Freude daran, diese dann Kollegen näherzubringen. Es ist bei unserer Wartung via Hololens entscheidend, dass die Menschen miteinander reden, sich austauschen und in effizienter Teamarbeit versuchen, Fehler einzugrenzen. Und das haben wir erreicht, indem sie sich zuerst über das neue Werkzeug unterhalten haben und es dann selbst einmal erproben.
Also Akzeptanz durch mehr Selbstständigkeit und somit den zuverlässigen Einsatz eines neuen Tools über maximale Usability erreichen?
Preuschoff: Jeder im Büro Berufstätige kennt das doch: Das Windows streikt, man ruft den IT-Support an, es wird geholfen. Nachher ist man aber genauso schlau wie vorher. Jetzt aber wird der Mitarbeiter beispielsweise in den USA durch die Kollegen hier vor Ort lediglich unterstützt dabei, sein Problem selbst zu lösen. Denn er bekommt nur eine Anleitung und tätigt die Reparaturmaßnahme mit seinen eigenen Händen. Das nächste Mal benötigt er diese Unterstützung vermutlich nicht mehr.
Das heißt, dieser digitale Service ist vollständig etabliert?
Preuschoff: Unbedingt, die Hololens ist zum alltäglichen Arbeitsgerät geworden. Mittlerweile geht der Einsatz sogar so weit, dass selbst komplizierte Einsätze an den Maschinen vorher via Hololens durchgespielt werden. Und auch die Maschinenbediener vertrauen immer mehr der Technologie. Sie gehen entspannter an neue, komplexe Maschinen, da sie wissen, dass sie im Notfall immer jemand ad hoc virtuell unterstützen kann.
Schwan Cosmetics ist Weltmarktführer in der Entwicklung und Fertigung von Kosmetikstiften. Über 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in acht Produktionsstätten weltweit tragen zum wirtschaftlichen Erfolg bei. Der globale Arbeitgeber hat seinen Hauptsitz in Heroldsberg bei Nürnberg und ist mit zehn Tochtergesellschaften in acht Ländern vertreten. Der Private-Label-Produzent ist eine hundertprozentige Tochter des international tätigen Familienunternehmens Schwan-STABILO.