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CIO im digitalen Spannungsfeld

Vom IT-Bereitsteller zum Chief Digital Officer, Cloud Broker und Security-Chef

 

Die Rolle des klassischen CIOs als IT-Bereitsteller und Rechenzentrumsbetreiber verändert sich zunehmend. Im Spannungsfeld zwischen Digital Officer, Cloud-Broker und Security-Chef muss er die Digitalisierung vorantreiben, das Business der Fachbereiche anschieben und gleichzeitig noch das Unternehmen vor Cyberattacken schützen. Dabei hat er vor allem betriebswirtschaftliche Ziele im Fokus: Umsatzsteigerung, nachhaltiges Wachstum und höhere Profitabilität.

Fakt ist: Bis dato sind viele Chief Information Officer (CIO) noch zu sehr ihrer tradierten Rolle verhaftet. „Im IT Portfolio steht weiterhin die Lieferung bestehender IT Leistungen im Fokus. Weniger als 10 Prozent des Budgets stehen für Innovationen zur Verfügung. Etwa ein Drittel der Teilnehmer sieht sich nicht in der Lage, Prioritäten im Portfolio kurzfristig zu verändern“, konstatiert die Studie „CIOs: At the Tech-junction“ des Beratungshauses Deloitte, die weltweit CIOs zu ihrem Status quo befragt hat. 

Für IT-Trends wie Big Data und Cloud kaum gerüstet

Das ist umso kritischer, da gerade die jüngsten IT-Trends – wie etwa Big Data-Analyse – explizit nach einem Gestalter auf der Position des CIOs verlangen, wie die Deloitte-Experten ausführen: „CIOs scheinen beim Thema Analytics bislang ihre Rolle eher in der Bereitstellung der notwendigen technologischen Kompetenzen als in der Generierung neuer Erkenntnisse zu sehen. Gerade vor dem Hintergrund neuer Positionen, wie beispielsweise dem Chief Digital Officer, sollten IT-Chefs die eigene Rolle überdenken und klar definieren.“ Das heißt: Der „Bereitsteller“ muss Vergangenheit sein, der „Möglichmacher“ ist gefragt.

Gleiches gilt für das Thema Cloud Computing. Laut den Deloitte-Experten ermöglicht die Wandlung von Kernbereichen der internen IT in flexible Cloud-Services ein wesentlich schnelleres „Time to Market“. Dabei verweisen sie auch auf ein Beispiel aus der biopharmazeutischen Branche: 40 Millionen Dollar ließen sich in Neugeschäft investieren, die das Unternehmen sonst für die Bereitstellung der IT hätte ausgeben müssen. 

Partnerschaften ausbauen und neue Technologien etablieren

Wegbereiter dieses Wandels sind nach Meinung von Deloitte-Experten vor allem Partnerschaften. „Um Wachstum durch technologische Innovationen voranzutreiben, sollten CIOs ihre Netzwerke innerhalb und außerhalb des Unternehmens weiter forcieren. Beispielsweise können sich überraschend neue Möglichkeiten durch Partnerschaften mit innovativen Startups bieten.“

Denn gerade durch die fortschreitende Digitalisierung und die vernetzte Mobilität sehen sich viele Unternehmen vor die Herausforderung gestellt, Kommunikation und Zusammenarbeit mit Mitarbeitern, Partnern und Kunden sowie den Informationsaustausch samt Wissensmanagement den neuen Begebenheiten anzupassen. Bedeutet: CIOs müssen einerseits zügig interne Ressourcen auf- und ausbauen, aber auch externe Spezialisten zur Einführung der neuen Methodik zu Rate ziehen.

Ähnlich argumentieren die Consultants von Lünendonk. Demnach nähme die Anzahl der Projekte mit IT-Hintergrund in den Unternehmen dramatisch zu und die Adaption neuer Technologien wie Big Data, Business Analytics und Cloud führe zu einem starken Anstieg in der Nachfrage nach externen IT-Beratungs- und Service-Ressourcen. „Die Nachfrage nach IT-Beratung und IT-Service wird auch in den nächsten Jahren weiter steigen. In den Anwenderunternehmen mangelt es häufig an ausreichend qualifiziertem Fachpersonal und personellen Kapazitäten zur Umsetzung der Vielzahl parallel laufender Projekte. Sie sind somit vielfach auf externe Unterstützung angewiesen“, konstatiert Mario Zillmann, Leiter Professional Services bei Lünendonk.

IT-Sicherheit auf dem Prüfstand

Gleichermaßen verhält es sich in punkto IT-Security. Bei aktuellen Themen wie Cloud-Security oder Mobile-Security mangelt es meist noch an Prozessbeschreibungen und dem strukturierten Umgang damit, wie IDC konstatiert. Wenn ein Unternehmen – Stichwort freie Wahl des Arbeitsplatzes – aber zukünftig vorrangig virtuell vorhanden ist und sich die Mitarbeiter überall von unterwegs in die Firmennetze einklinken können, macht dies ein Umdenken mehr als erforderlich.

Diese Art des Arbeitens setzt ungeahnte Potenziale frei, stellt aber auch die IT-Security auf den Prüfstand und macht regelmäßige Sicherheitschecks unabdingbar. „Sicher kostet es Geld und es ist ein zähes Geschäft, sich über einen regelmäßigen Zeitraum auditieren und zertifizieren zu lassen, aber letztlich lohnt sich diese Anstrengung immer“, so etwa Matthias Zacher, Senior Consultant bei IDC.

Wie Recht Experte Zacher damit hat, zeigt auch die Studie „Industriespionage 2014“ der Sicherheitsberatung Corporate Trust. Demnach beläuft sich der jährliche finanzielle Schaden allein durch Industriespionage in Deutschland mittlerweile auf 11,8 Milliarden Euro. Im Detail: „Mehr als ein Drittel aller Unternehmen (40,8%) hatte einen materiellen Schaden zu verzeichnen. Am meisten hatten die Unternehmen mit dem Ausfall beziehungsweise Diebstahl oder der Schädigung von IT oder Telekommunikationsgeräten zu kämpfen“, so die Untersuchung. Dies berichteten 53,0 Prozent der befragten Unternehmen.

Digitalisierung ändert gesamte IT-Landschaft

Fazit: Ein „Möglichmacher“ wird der CIO nicht im Alleingang, er benötigt externe Unterstützung. Bleibt er ein „Bereitsteller“, wird sein Anteil an der Wertschöpfung des Unternehmens nicht signifikant steigen. Dafür benötigt das Unternehmen indes ebenfalls den Übergang von der Pflege bestehender IT-Systeme hin zu einer „Digital First”-Strategie, wie eine aktuelle Gartner-Studie konstatiert. Demnach reiche es nicht aus, die IT-Performance inkrementell zu verbessern. Vielmehr ändere sich durch die Digitalisierung die gesamte Landschaft. CIOs böte sich eine einmalige Chance, jedoch müssten sie dafür Information, Technologie, Wertschöpfung und auch die Personalverantwortung grundlegend ändern.